Werner Lehnhoff hat Mitte der 80er Jahre eine Chronik verfasst
Im Jahre 1912 rief Hauptlehrer R. Ettwig, angeregt durch einen Erlass des preußischen Kultusministers über Jugendpflege, den Turnverein Vennikel ins Leben. Diese Anregung fiel bei der aufgeschlossenen Jugend auf fruchtbaren Boden, so dass am 29. Juni 1912 ein zunächst provisorischer Vorstand die Geschicke des Vereins in die Hand nahm. Der Turnverein Moers e.V. stand in vorbildlicher Weise bei der Gründung Pate, wofür wir ihm der Sportverein im Moerser Süden immer danken wird. Unter dem Turnwart Peter Hermanns, er kam aus Kaldenhausen, entwickelte sich im Vorzimmer der Kegelbahn in der Gaststätte Maus am Barren und Pferd ein den gegebenen Verhältnissen angepasster bescheidener Turnbetrieb. In der nahen „Boschheide“ wurde schließlich ein Gelände gefunden, das mit der „Hasenheide“ (Turnvater Jahn, Berlin) überhaupt nicht verglichen werden kann. Der zukünftige Turn- und Spielbetrieb wurde auf einem 1,25 Morgen großen Acker durchgeführt. Ginster und Eichengestrüpp zierten die Ränder, Kies-, Sand- und Kaninchenlöcher vervollständigten die Heidelandschaft. In einer Diagonale führte ein Fußpfad zu den nahegelegenen Siedlungen.
Die Errichtung einer Anlage einer Hindernisbahn mit Wall, Graben, Wand- und Klettergerüst forderte manche Schweißtropfen. Sie bot in ihrer Ausführung den jungen Turnern eine vorzügliche vorbereitende Übungsgelegenheit in der körperlichen Ertüchtigung. Diese Übungsstätte blieb noch lange Zeit, wenn auch nach 1919 die verfallene Hindernisbahn verschwand, Mittelpunkt von Turnen und Spiel.
- Ehrentafel im Vereinsheim für die Gefallenen des Krieges.
- Ausbau des Platzes durch Umsetzung und Planierung.
- Anschaffung einer Fahne und deren Finanzierung durch Ausgabe von Schuldverschreibungen in Höhe von je 100 Reichsmark.
- Antrag zur Übernahme des Bezirksturnfestes 1922 mit Fahnenweihe.
Der 16. Juli 1922 war ein Höhepunkt im Vereinsleben. Durchführung des Bezirksturnfestes verbunden mit der Fahnenweihe des Turnvereins Vennikel. Mitgliederzahl am Jahresende: 45 aktive Mitglieder, 33 passive Mitglieder. Kassenbestand 11.399,30 Reichsmark. Im Jahre 1923 planierten Turner und Arbeitslose den alten, aber jetzt erweiterten Turn- und Spielplatz am Boschheideweg. Er wurde so auch zur Durchführung von Handballspielen einigermaßen brauchbar. Vennikel spielte mit Schwafheim, Kapellen, Friemersheim, Rumeln, Vinn und Rheinhausen in der Bezirksklasse A Handball (1926/1927).
Nach dem 13. April 1936 legte der bisherige Leiter des Vereins, Hermann Thelen, wegen Wohnortwechsel von Kapellen nach Neukirchen, sein Amt nieder. Heinrich Schmitz, Angestellter der Gemeindesparkasse Kapellen, übernahm mit den Turnbrüdern H. Rick, B. Abel, D. Theisen, W. Meerkamp und A. Bawlaus die Vereinsführung. Trotz der Konzentrationsbestrebungen während des Dritten Reiches standen die Mitglieder des Turnvereins Vennikel diesen Zusammenschlüssen ablehnend gegenüber. Am 29. Mai 1937 konnte der Verein sein 25-jähriges Jubiläum feiern.
Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges ruhte die turnerische Arbeit bis Ende 1945. Nach dem totalen Zusammenbruch Deutschlands fanden sich die zurückgekehrten Turner mit den älteren Mitgliedern zusammen, um den Aufbau ihres Vereins wieder zu ermöglichen. Sie bildeten unter der Leitung von Jakob Minhorst einen arbeitsfähigen Vorstand, der die heikle Lage schon zu meistern wusste. 1946 stellte Bauer Scheidt in der Viertelsheide drei Morgen Land für einen Spielplatz zur Verfügung. Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war 1952 die Feier zum 40-jährigen Bestehen der Turngemeinschaft. Der Vorsitzende Heinrich Bergs konnte 30 Jubilare, darunter noch 14 Gründer, mit goldenen und silbernen Vereinsnadeln auszeichnen. Die Lösung der Turnraumfrage ist das A und O jeden Turnvereins, das galt auch schon in damaligen Zeiten. Wenn auch 1922 und später 1945 das Geräteturnen im alten Turnraum wieder aufgenommen werden konnte, so war es 1952 damit ganz vorbei. In den Scheunen von Gustav Biefang und auf dem Flusemannshof, in der Dorfschmiede, auf der Hofwiese eines Kottens und im Saale „Waldborn“ in Rumeln, mit dem dortigen Verein zusammen, versuchte man das Geräteturnen zu pflegen.
Nach langen Bemühungen unter Mithilfe des damaligen Vorsitzenden des Kreissportbundes Moers, August Zöller, konnte am. 24. Mai 1956 an der ehemaligen Schule in Vennikel der Grundstein für eine Turnhalle gelegt werden. Diese Turnhalle wurde am 15. Juni 1957 in feierlicher Weise ihrer Bestimmung übergeben. Leider konnte der Spielplatz am Viertelsheideweg nicht gehalten werden, so dass durch den Verlust dieses Geländes kein Feldhandball mehr betrieben werden konnte. – Im Jahre 1961. wurde das jetzige Sportgelände am Boschheideweg für die Ausübung des Feldhandballs vom Landwirt Heinz Krüsmann gepachtet. Die neugebildete Seniorenmannschaft machte von sich reden und stieg fast Jahr für Jahr in die nächsthöhere Spielklasse bis zur Verbandsliga auf. – Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass der TV Vennikel auch zeitweise eine erfolgreiche Frauen-Handballmannschaft hatte. Durch den Niedergang des Feldhandballs und durch personelle Schwierigkeiten kam es im Jahre 1971 zur Bildung einer Spielgemeinschaft mit dem Rumelner Turnverein. Diese Spielgemeinschaft ist heute noch von Bestand.
Im Oktober 1963 bildete sich eine Tischtennisgruppe Ehepaare. Aber auch eine Seniorengruppe, die gerade in den letzten Jahren durch eine Reihe von Jung- und Altrentnern sowie mehreren Jugendlichen verstärkt worden ist, spielt wöchentlich an 6 Tischtennis-Platten.
Als zu erkennen war, dass Feldhandball nicht mehr gespielt wurde, musste sich der Vorstand Gedanken über die weitere Verwendung des bisherigen Sportplatzes machen. Im Jahre 1976 nahm er Verbindung mit den ortsansässigen Siedlergemeinschaften auf. Durch Rundschreiben setzte sich die Erkenntnis durch, dass Feldtennis, wie anderswo so auch in Vennikel, eine Zukunft haben könnte. Im Jahre 1978 kam es daher zur Bildung einer Tennisabteilung und schon bald nahm die Umgestaltung des Sportplatzes als Tennisanlage konkrete Formen an. Mit viel Eigenarbeit und durch Zuschüsse der Stadt Moers, des Regierungspräsidenten in Düsseldorf und Spenden der Sparkasse Moers konnte dann im Frühjahr 1980 die Tennisanlage mit zunächst 4 Spielflächen in Betrieb genommen werden. Im Jahre 1981 kamen 2 weitere Spielflächen hinzu. Mitte der 80er-Jahre ist die Mitgliederzahl der Tennisabteilung auf 370, davon 65 Jugendliche unter 18 Jahren, angewachsen.
Um die Jahreswende 1980/81 plante der Vorstand den Bau eines Vereinsheimes. Er ließ sich auf der Jahreshauptversammlung am 21. März 1981 von den anwesenden Mitgliedern grünes Licht für die Planung geben. Nach zähen Verhandlungen mit der Stadt Moers über den Ankauf eines geeigneten Geländes und durch die Bereitstellung von Mitteln seitens der Stadt Moers, des Regierungspräsidenten in Düsseldorf und die Gewährung eines zinslosen Darlehens durch den Landessportbund Nordrhein-Westfalen konnte der Vorstand es wagen, den Bau des Vereinsheimes in Angriff zu nehmen. Zunächst bekundeten noch in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 27. September 1984 die 112 anwesenden Mitglieder mit überwältigender Mehrheit, die Bauausführung einzuleiten. Von vielen Mitgliedern wurde die Bereitschaft abgegeben, umfangreiche Eigenleistungen zu erbringen. Sofort konnte mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen werden. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 15.Dezember 1984 in Anwesenheit vieler Mitglieder und den offiziellen Vertretern durch den stellv. Bürgermeister der Stadt Moers, Heinz-Wilhelm Rosendahl und den Vorsitzenden unseres Vereins, Heinz-Hermann Schulte zu Sodingen. Am 6. Juni 1986 war es dann soweit. Der Bürgermeister der Stadt Moers, Wilhelm Brunswick, weihte unser Vereinsheim ein. Damit war dem Verein ein großes Werk gelungen und es kann ohne Übertreibung gesagt werden, dass es ein Mittelpunkt für das Vereinsleben geworden ist.
Auf Anregung einiger Mitglieder kam es am 25. November 1982 zur Bildung einer Wassersportabteilung. Nach Verhandlungen mit der Stadt Krefeld konnte die Nutzung des Elfrather Sees durch Mitglieder dieser Abteilung mit Segelbooten und Surfbrettern erreicht werden. Der Wassersportabteilung wurde ein Bootsliegeplatz und Anleger Provisorium bis zum endgültigen Ausbau des Elfrather Sees eingeräumt.
So die Chronik des Turnvereins Vennikel, verfasst von Werner Lehnhoff.
Alle Abteilungen haben sich seitdem prächtig weiterentwickelt. Die Fertigstellung der Villa 2000, so der Name für das neue Segelheim, war ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Weit über 100 Aktive hat die Wassersportabteilung, die zuvor klaglos jahrzehntelang in einem Baucontainer untergebracht war, das Vereinsleben brummte dort ebenso wie in dem neuen schmucken Segelheim am Norden des Elfrather Sees am Brüggerfeldweg.
Groß berichtet wurde rund um die Feiern zum 25-jährigen Bestehen der Tennisabteilung im Jahr 2003, neben einem offiziellen Festakt gab es auch eine Sonderbroschüre zum Jubiläum innerhalb der Festschrift, die seit Jahren zum Sommerfest herausgegeben wird. Und natürlich stolz ist der TVV, dass er pünktlich zu seinem 100-Jahr-Feiern die Fertigstellung der neuen Gymnastikhalle melden kann. Die nächsten 100 Jahren können kommen, wir sind optimal aufgestellt.!
Bericht aus der Festzeitschrift von 2012 zum 100 jährigen Jubiläum.